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Kater Freddys zweite Chance

Bevor ich Euch meine Geschichte erzähle, möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin ein stattlicher Kater von 6 kg und ca. 4 Jahre alt. Man nennt mich jetzt Freddy. Früher hieß ich mal anders, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Damals hatte ich ein Zuhause.

Meine Menschen zogen um und ließen mich einfach da. Nicht gerade die feine englische Art. Ich weiß von anderen Katzen, dass es Einrichtungen gibt, die sich Tierheim nennen. Das muss wohl so eine Art Obdachlosenasyl sein. Da hätte meine Familie mich hinbringen können. Ich hätte es warm gehabt und Futter bekommen.

Weiß der Himmel, warum sie mich einfach mir selbst überlassen haben. Auch noch im Herbst! Ich habe mich irgendwie durch den Winter geschlagen.

Katze zurückgelassen

Die Neuen im Revier

In  meinem Revier war eine leerstehende Wohnung, in die ein Menschenpärchen einzog. Eine Katze und einen Kater hatten sie auch. Ich habe die Neuen manchmal durchs Fenster beobachtet, wenn ich mich auf ihren Balkon geschlichen habe.

Wehmütig sah ich dann, wie die Katzen sich mit ihren Menschen auf dem Sofa lümmelten. Ich musste sehr vorsichtig sein, denn wenn die Katzen mich sahen, gab es großes Geschrei und Gezeter.

Nach wenigen Wochen fingen die neuen Katzen an, sich in meinem Revier dick zu machen und so kam es zu Prügeleien. Er war ja nicht so schlimm, den konnte ich mit einem beherzten Fauchen in die Flucht schlagen, aber das Mädel war um so schlimmer. Eigentlich ist sie ja eine ganz süße Kleine, aber Haare auf den Zähnen hat sie und mir so manche blutige Schramme zugefügt.

Dreistigkeit siegt

Eines Tages im Frühjahr stand das Schlafzimmerfenster offen, und so schlüpfte ich hinein und machte es mir mitten auf dem großen Bett bequem. Als die Schlafzimmertür aufging, wurde ich jäh aus dem Schlaf gerissen. Die Menschin kam herein, setzte sich zu mir aufs Bett und fing an mit mir zu reden, als sie mich sah. Sie war freundlich und streichelte mich.

Sie erklärte mir, dass ich dort nicht bleiben könnte, weil Charlie und Gizmo das nicht so gut fänden. Sie stand auf, und ich dachte, sie würde mich schlagen oder sonst was mit mir machen. Schließlich war ich nach einem halben Jahr  als Straßenkater Menschen gegenüber misstrauisch geworden. Ihr habt ja keine Ahnung, wie gemein Menschen sein können. Vor allem ihre Jungen.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Ich hörte die Menschen in der Nachbarschaft über mich reden. Ich sei gefährlich und bösartig, sagten sie. Sie verjagten mich, wann immer sie mich sahen, weil ich ihre Mülltonnen nach Fressbarem durchsuchte. Dabei tun sie da sowieso nur rein, was sie nicht mehr brauchen.

Wenn man ein Straßenkater ist, kann man nicht vorsichtig genug sein. Und so versuchte ich, mich zu schützen: Ich sprang hoch und schlug die Krallen meiner beiden Vorderpfoten in ihren Arm. Die Menschin schrie auf, und ich nutzte die Gelegenheit, um blitzschnell durch das noch immer offene Fenster zu verschwinden.

Ich ließ mich ein paar Tage nicht mehr blicken  Als ich es wieder wagte, mein Gesicht dort zu zeigen, war die Menschin überraschend freundlich. Sie bot mir sogar was Essbares an. Sie hatte inzwischen recherchiert, weil sie nach meinem Angriff Angst hatte, dass ich tollwütig sein könnte, und herausgefunden, dass ich kein Heim hatte.

Sie redete auf mich ein, dass sie Mitleid mit mir habe, dass ich ein ganz armer Kater sei und ich keine Angst vor ihr haben sollte. Sie streichelte mich wieder. Ich traute ihr nicht und als es mir zu viel wurde, zeigte ich ihr noch einmal, wie schmerzhaft meine Krallen sein können.

Allmähliche Annäherung

Wenige Wochen später war ihr Kater dann verschwunden. Ich glaube die zwei Menschen waren darüber sehr traurig. Ich besuchte sie jetzt öfter. Immer wenn ich kam, bekam ich Futter und manchmal auch ein paar Streicheleinheiten. Das Misstrauen jedoch blieb, und ich kratze, krallte und biss gelegentlich.

Im Sommer schlich ich manchmal in die Wohnung, weil die Balkontür meist offen war. Natürlich musste ich Charlie wissen lassen, dass ich da gewesen, war und so hinterließ ich, wie das jeder Kater tut, der auf sich hält, meine Duftmarken.

Das wiederum ärgerte die Menschin sehr. Für sie war es einfach nur "Pinkeln". Die wirkliche Bedeutung konnte sie natürlich nicht verstehen. Was wissen Menschen schon über wirklich wichtige Dinge? Sie schrie mich an und nannte mich "Schwein". Ich durfte nicht mehr in die Wohnung.

Besuch im Weißen Haus

Aber eines Tages ließen die Menschen mich doch wieder rein. Was dann geschah, gleicht einem Alptraum. Die Menschin packte mich im Genick, so dass ich mich nicht mehr wehren konnte. Sie steckte mich in eine Kiste und die Kiste in ihr Auto. Dann fuhr sie mit mir weg. Während der ganzen Autofahrt, die zum Glück nicht lange dauerte, schrie ich wie am Spieß.

Sie nahm die Kiste aus dem Auto und trug mich in ein Haus. In dem Haus waren alle Wände weiß gestrichen. Sämtliche Einrichtung war weiß, sogar die Menschen dort waren ganz in weiß gekleidet. Es roch entsetzlich. Ein ganz unnatürlicher Gestank. Ich konnte mich dunkel daran erinnern, diesen Geruch zu kennen. Aber die Erinnerung war sehr verschwommen. Ich hörte wie die Menschin mit einem Menschen sprach. Es fielen Worte wie "kastrieren", "tätowieren" und "impfen". Was immer diese Worte auch bedeuteten, es konnte nichts Gutes sein.

Die Menschin ging weg und ließ mich in dem stinkenden, weißen Haus mit den fremden Menschen. Ein Mann in weiß stach mich mit einer Nadel. Mein Kopf wurde schwer und es wurde dunkel...

Das nächste an das ich mich erinnere, ist, dass ich wohl geschlafen hatte. Ich wurde nämlich wach. Mir war schwummerig. Jedesmal wenn ich versuchte aufzustehen, fiel ich wieder hin. Meine Ohren brannten wie Feuer. Übel war mir auch. Dann hörte ich die vertraute Stimme der Menschin, die mir das ganze eingebrockt hatte. Ich freute mich aber und maunzte leise zum Gruß.

Sie unterhielt sich mit dem Menschen, der mich mit der Nadel gestochen hatte. Er sagte ich sei schon kastriert gewesen. Daher konnte ich mich also an den ekligen Geruch erinnern. Ich hatte das alles schon mal erlebt. Sie trug mich in meiner Kiste zum Auto, und wir fuhren  zurück zur Wohnung.

Die Einbürgerung

In der Wohnung durfte ich aus der Kiste raus. Ich schleppte mich wankend zur Balkontür, aber ich durfte nicht nach draußen. Ich hatte Angst. Wer wußte denn, was die zwei Menschen sich als nächstes einfallen lassen würden, um mich zu quälen.

Durst hatte ich und trank sehr viel Wasser. Natürlich meldete sich dann bald auch meine Blase aber ich durfte immer noch nicht raus. Ich sah mich gezwungen das Katzenklo zu benutzen. Nach meinem Leben als "wilder" Kater war mir das sehr peinlich, aber nicht zu vermeiden.

Die Menschin hingegen kriegte sich vor Freude darüber, dass ich wußte, was ein Katzenklo ist, kaum wieder ein. Sie lobte mich und streichelte mich. Sie sagte das sei eine gute Voraussetzung, um ein Hauskater zu werden. Am späten Abend, nachdem ich gefressen hatte und wieder bei Kräften war, ließ sie mich gehen.

Seit diesem Tag komme ich täglich "nachhause" und fresse mich satt. Besser als aus der Mülltonne schmeckt’s auch. Zu markieren brauche ich jetzt nicht mehr, weil ich jetzt fest dort wohne. Ich habe nicht mehr soviel Angst vor den beiden Menschen, bin aber trotzdem noch sehr vorsichtig. Charlie mag mich immer noch nicht, aber dafür ist die Menschin um so netter zu mir.

Endlich wieder ein Zuhause

Ich liebe meine Freiheit, die ich inzwischen gewohnt bin, aber es ist doch sehr schön zu wissen, dass es einen Ort gibt, wo man bei Kälte, Regen und Gewitter Unterschlupf findet. Das Streicheln und die Zärtlichkeiten sind auch nicht zu verachten.

Neulich habe ich mich auf dem Schoß der Menschin zusammengerollt und laut geschnurrt. Sogar Spielsachen haben sie mir gekauft. Ich komme und gehe wie ich will, aber habe trotzdem ein Zuhause, und die beiden Menschen haben mir versprochen, mich mitzunehmen, wenn sie umziehen! Hätte meine erste Familie auch so gedacht, wäre mir einiges erspart geblieben.

Eine Bitte noch

Liebe Menschen, bevor Ihr Euch ein Tier ins Haus holt, überlegt es Euch gut. Ihr dürft uns nicht einfach aussetzen weil ihr umzieht, in Urlaub fahrt oder ein Junges kriegt. Auch wir Tiere empfinden Trauer, und viele von uns können nicht für sich selbst sorgen. Wenn ihr uns ins Haus holt, seid ihr auch für uns verantwortlich. Denkt daran, dass wir süß und niedlich sind, solange wir klein sind - aber das dauert nur wenige Monate!

Das wär’s für heute. Vielleicht erzähle ich ein anderes Mal mehr. Bis dann...

Euer Freddy
(by Jolanda)

Mikesch1  Mikesch2

Das ist Mikesch. Auch er wurde von seiner Besitzerin einfach auf die Straße gesetzt und zurück gelassen, als sie auszog. Mikesch irrte 2 Jahre lang mit Gesundheitsproblemen auf der Straße umher und suchte Anschluss bei den Nachbarn, wo er ständig verjagt wurde. Bis sich endlich jemand erbarmte, CAT-CARE anzurufen, wo er schließlich einen Dauerpflegeplatz erhielt. Rechts siehst du ihn mit seiner neuen Freundin Sulaika.

Buchtipp zum Thema:

Katzenglückauszweiterhand
(Cover anklicken!)

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