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Katzen auf der Couch

Therapien für den Stubentiger? Die meisten werden vermutlich ungläubig den Kopf schütteln und dennoch gibt es sie, die Psychologen für den Stubentiger. Was hierzulande noch zu den eher rar gesäten Branchen gehört, ist in den USA bereits seit vielen Jahren populär. Verhaltensstörungen wie Unsauberkeit, Aggressivität, Introvertiertheit und Übernervosität werden vom Fachmann analysiert und gezielt therapiert.

Katzen auf der Couch

Die Psycho-Welle der Amerikaner ist natürlich längst nach Europa hinübergeschwappt. Auch in Deutschland etablieren sich immer mehr Tierpsychologen, die besorgten Katzenbesitzern Hilfe versprechen.

Die richtige Auswahl treffen

Bezüglich der Auswahl des Psychologen ist allerdings größte Vorsicht geboten. Nicht jeder, der sich als Tierpsychologe anpreist, verfügt wirklich über eine fundierte Ausbildung. Leider gibt es eine große Anzahl von Scharlatanen, die gutgläubigen Katzenhaltern Geld abverlangen, ohne auch nur den geringsten Beitrag zu einer Verbesserung der Katze-Mensch-Beziehung zu leisten.

Der Beruf des Tierpsychologen ist noch immer nicht rechtlich geschützt. Das bedeutet, dass sich theoretisch jeder als Tierpsychologe bezeichnen kann, ohne wirklich für diese Aufgabe gewappnet zu sein.

Wer einen Tierpsychologen aufsucht, sollte sich genauestens über den Werdegang des Therapeuten informieren. Ein Wochenendkurs oder ein dreimonatiger “Fernstudiengang” sind in der Regel keine gute Grundlage, um eine Praxis zu eröffnen.

Ein seriöser Tierpsychologe wird bereitwillig und detailliert Auskünfte bezüglich seiner Ausbildung erteilen. Außerdem sollte man kritisch prüfen, ob der Therapeut die an ihn herangetragene Problematik auch wirklich versteht und effektiv behandelt. Fühlt man sich unverstanden und schlecht betreut, sollte man nicht zögern, die Behandlung abzubrechen.

Wer wird eigentlich therapiert?

Da die meisten Verhaltensprobleme unserer Stubentiger in menschlichem Fehlverhalten wurzeln, muss eine effektive Therapie darauf abzielen, die Kommunikation zwischen Tier und Halter zu verbessern.

Gute Tierpsychologen führen intensive Gespräche mit dem Katzenbesitzer und versuchen, sich ein genaues Bild von der Problematik zu machen. Meistens lässt sich die Ursache des kätzischem Fehlverhaltens bereits nach dem ersten Gespräch eingrenzen.

Sobald der Tierpsychologe herausgefunden hat, warum der Stubentiger protestiert, gilt es, den Katzenhalter diplomatisch auf mögliche Ursachen hinzuweisen. Das ist manchmal gar nicht so einfach: Wer gibt schon gerne zu, dass seine Tierhaltung verbesserungswürdig ist!?

Der Tierhalter muss lernen, sein eigenes Verhalten zu überdenken. Er muss sich eingestehen, dass er seinen Vierbeiner missverstanden. oder gar falsch behandelt hat. All das erfordert eine gehörige Portion an Selbstkritik.

Vereinsamung

In vielen Fällen wurzelt das Übel in unzureichenden Haltungsbedingungen oder einem falschen Umgang mit der Katze: Vielleicht ist der Stubentiger den lieben langen Tag alleine zu Hause, weil sein Besitzer sehr viel arbeiten muss.

Diese Form der Vernachlässigung bringt häufig Protestaktionen wie Unsauberkeit und Zerstörungswut mich sich. Die Anschaffung einer zweiten Katze kann diesbezüglich wahre Wunder bewirken und dem vereinsamten Stubentiger das Leben erleichtern.

Dauerstress

Allerdings ist auch der umgekehrte Fall denkbar: Manche Katzen verabscheuen einen zu turbulenten Lebensraum. Eine bunte Mixtur verschiedener Haustiere, ausgelassen spielende Kinder, Lärm und permanenter Stress wirken sich in der Regel negativ auf die sensible Katzenseele aus.

Nicht, dass Stubentiger keine Abwechslung mögen würden... Zuviel des Guten ist aber meistens unerwünscht. Katzen brauchen nun einmal die Möglichkeit, sich zurückzuziehen.

Traumata

Leider ist die Diagnose nicht immer so leicht zu stellen wie in den beschriebenen Fällen. Es kann auch vorkommen, dass die aktuellen Lebensumstände des Stubentigers allem Anschein nach optimal sind und es dennoch zu Verhaltensabnormitäten kommt.

Derartige Grundvoraussetzungen richten den Blick des Tierpsychologen auf die Vergangenheit der Katze. Hat sie bereits mehrere Besitzerwechsel hinter sich? Wurde sie misshandelt? Kommt der Stubentiger evtl. aus einem Tierheim? War er irgendwann in einen Unfall verwickelt oder krank?

Es gibt viele äußere Einflüsse, die eine Katze nachhaltig traumatisieren können. Oft ist es schwierig, die wahren Gründe auffälliger Verhaltensweisen zu erforschen. Dennoch besteht die Möglichkeit, die Folgen der traumatischen Erlebnisse zu behandeln.

Vorbelastete Tiere erfordern ganz besonders viel Aufmerksamkeit, Verständnis und Zuwendung. Lautes Schimpfen und andere Formen der Bestrafung haben in der Regel keinen positiven Effekt. Sie tragen höchstens dazu bei, die Verhaltensprobleme zu intensivieren.

Naturheilkundliche Maßnahmen

Manche Tierpsychologen glauben an die Kraft naturheilkundlicher Methoden und empfehlen, Verhaltensstörungen mit den Kräften der Natur zu bekämpfen. Die Bach-Blüten-Therapie gehört sicherlich zu den bekanntesten naturheilkundlichen Heilverfahren.

Wenn man dem englischen Arzt Dr. Edward Bach, dem Begründer der Bach-Blüten-Therapie, Glauben schenken möchte, sind Blütenessenzen dazu geeignet, Disharmonien und Blockaden im Gemütsbereich aufzulösen. In manchen Fällen kann das evtl. zur Heilung einer verhaltensauffälligen Katze betragen.

Hier einige Beispiele für den therapeutischen Einsatz der Bach-Blüten-Therapie: “Walnut” wird häufig für aus dem Tierheim stammende Katzen empfohlen, die sich nicht mit ihrer neuen Lebenssituation abfinden können.

“Willow” soll die Katze für neue Erfahrungen empfänglich machen. “Scleranthus” hilft angeblich, neue Lebensumstände zu akzeptieren.

Auch die “Rescue-Remedy-Tropfen” (Notfall-Tropfen) werden gerne im Rahmen einer umfassenden Therapie eingesetzt. Eine wohldosierte Mischung aus “Clematis”, “Impatiens”, “Cherry”, “Plum”, “Star of Bethlehem” und “Rock Rose” (Stock-Bottle Nr. 39) soll helfen, Unruhe, Angst, Panik, Kummer, Trauer und Schreckmomente zu überwinden.

Jede Verhaltensauffälligkeit erfordert natürlich eine individuelle Therapie. Der naturheilkundlich versierte Tierpsychologe entscheidet, welche Blütenessenzen für den vierbeinigen Patienten geeignet sind. Hat man die Therapie erst mit dem Fachmann abgesprochen, kann die Behandlung ohne weiteres zu Hause fortgesetzt werden.

Fördert Musik den Heilungsprozess??

Viele amerikanische Tierpsychologen setzen auf die heilsame Wirkung der Musik. Angeblich wirken sich bestimmte Klangabfolgen positiv auf die Katzenseele aus. Bach, Schumann und Händel hatten offensichtlich ein Händchen für Tiere: Allem Anschein nach reagieren viele Katzen äußerst positiv auf die klassischen Werke der berühmten Komponisten.

Der amerikanische Fachhandel hat bereits vor Jahren auf die wachsende Popularität der Musiktherapie reagiert: Es gibt eine Vielzahl von CDs, die speziell für Haustiere auf den Markt gebracht wurden. Die Plattencover versprechen die unterschiedlichsten Wirkungsweisen: Unterhaltung während der Abwesenheit der menschlichen Bezugsperson, Entspannung und die Auflösung tiefsitzender Ängste.

Da nicht jede Katze gleichermaßen auf bestimmte Musikstücke reagiert, sollte man in aller Ruhe testen, welche Musikrichtung am ehesten dem Geschmack des Stubentigers entspricht.

Eine entspannte Körperhaltung und aufmerksames Lauschen sind eindeutige Anzeichen für Wohlbefinden. Versucht der Vierbeiner, sich der Musik zu entziehen, indem er beispielsweise fluchtartig den Raum verlässt, hat man sicherlich nicht seinen Geschmack getroffen.

Aromatherapie

Auch Düfte gehören zum therapeutischen Programm. Die Aromatherapie soll der Katze helfen, sich zu entspannen und Angstgefühle abzubauen. Zur Durchführung des Therapieprogramms benötigt man lediglich eine Duftlampe und 100%ig natürliche ätherische Öle.

Die Öle von Rose, Kamille, Lavendel und Gewürzmischungen werden von den Stubentigern mit Genuss eingeatmet und wirken sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden aus. Ätherische Öle entfalten ihre volle Wirkung in Verbindung mit erwärmtem Wasser.

Die Temperatur des Wassers sorgt für eine gleichmäßige Verdunstung, welche die nicht wasserlöslichen ätherischen Öle in die Raumluft aufsteigen lässt. Von dort gelangen sie in die Nasenschleimhaut des Stubentigers und werden vom Körper absorbiert.

Die eigentliche Ursache nicht vergessen!

Obwohl die beschriebenen Therapieformen sicherlich zum Wohlbefinden einer Katze beitragen können (und nicht zuletzt auch menschliche Zuwendung bedeuten!), sollte man keinesfalls glauben, dass der Einsatz von ätherischen Ölen, Musik oder Bach-Blüten-Essenzen die Ursache einer Verhaltensstörungen bekämpfen kann.

Die meisten Therapien dienen in erster Linie der Symptomlinderung und sollten als Begleitmaßnahmen betrachtet werden. So wird sich ein gestresster Stubentiger evtl. entspannter fühlen, wenn man ihn sanfter Musik aussetzt und den Raum mit duftenden Kamilleessenzen präpariert.

Dennoch ändert diese liebevolle Zuwendung nichts an unzureichenden Haltungsbedingungen oder an einer in falscher Behandlung wurzelnden Problematik. Die Heilung des Stubentigers hängt meistens von vielen unterschiedlichen Faktoren ab und lässt sich nicht alleine durch das Entzünden einer Duftlampe herbeiführen.

Wer Verhaltensstörungen seiner Katze dauerhaft beseitigen möchte, sollte versuchen herauszufinden, warum der Stubentiger protestiert. Eine Verbesserung der Lebensumstände, ein einfühlsamerer Umgang mit der Katze und ein klärendes Gespräch mit einem kompetenten Tierpsychologen können sicher dazu beitragen, die Harmonie zwischen Tier und Mensch erneut herzustellen.

 Mit freundl. Genehmigung auszugsweise entnommen aus © “Our Cats”

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