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Ortsgedächtnis der Katze

Das Ortsgedächtnis und der Orientierungssinn von Katzen sind oftmals eine Meldung in Tageszeitungen wert. Dort kann man dann Geschichten lesen, in denen eine Samtpfote wahrscheinlich über Hunderte von Kilometern wieder nach Hause fand. Allerdings fehlen oft die genauen Zahlenangaben.

Ortsgedächtnis der Katze Photy by ethan weil 454635 unsplash1

Studie zur Verhaltensforschung

Genauer hat dieses Phänomen der deutsche Katzenforscher Prof. Paul Leyhausen untersucht. Eine 30 km von ihrem Wohnsitz ausgesetzte Katze fand dabei den Weg zurück. Wie dies bewerkstelligt wurde, ist nach wie vor ungeklärt und kann nur vermutet werden.

Prof. Leyhausen ist der Meinung, dass die Katze sich zunächst einmal an bekannten Geräuschen in der Umgebung orientiert. Sie kann heimatliche Sinneseindrücke, wie Töne und durch die Augen aufgenommene Reize, in ihrem Gehirn speichern. Das auf diese Weise geformte so genannte "Hörbild" benutzt die Katze schließlich zur Orientierung.

Wie orientiert sich die Katze?

Dadurch kann eine Katze zum Beispiel eine gewohnte Kirchturmglocke und den dazugehörigen Turm aus der Ferne "sehen". Folgt sie dem Klang, orientiert sie sich an weiteren, ihr bekannten "Hörbildern", wie Verkehrsgeräuschen, Bachgeplätscher oder Kinderlärm.

Ihr Gehirn kennt all diese Eindrücke und kann sie genau dem jeweiligen Ort zuordnen. Diese Groborientierung mittels der Augen, die sozusagen ein "zweites Paar Ohren" darstellen, kann die Katze in die Nähe ihrer Heimat führen. Zur Feinorientierung benutzt sie schließlich nur noch die Ohren. Dabei orientiert sie sich an der Lautstärke der Sinneseindrücke.

Über den angeborenen Orientierungssinn und ihr hervorragendes Ortsgedächtnis kann eine Katze über mehrere Kilometer wieder nach Hause finden. Wie weit dabei allerdings die mögliche Entfernung beträgt, blieb bislang offen.

Ich erhielt folgenden Leserbrief auf diesen Beitrag hin:

Guten Tag Frau Lötzerich,

ich möchte Sie beglückwünschen zu der sehr schönen Seite, die Sie geschaffen haben. Es sind viele interessante Aspekte drin, die man als Katzenliebhaber und -halter meistens nur vermutet aber selten bestätigt findet.

Ich bin eigentlich über die Suche nach dem Orientierungssinn auf Ihre Seite gestoßen und möchte dazu eine kleine, aber auch traurige Geschichte schreiben, aber gerade muss ich mir erstmal die Tränen aus dem Gesicht wischen, da ich auch Ihren Abschnitt "Zeit des Abschieds" gerade hinter mir habe. [...]

Unser Kater Wendy war vor 7 Tagen beim Tierarzt und durch einen Unglücksfall geht der Transportkorb in dem Moment auf, als er wieder ins Auto bugsiert wird. Wendy in seiner Panik vor dem Autofahren raus und ab durch die Mitte. Weder Rufen noch Locken konnten ihn dazu bewegen, zurückzukommen, schlimmer noch, wir haben ihn gar nicht mehr sehen können.

Unmittelbar im Anschluss daran, wird er gesehen, wie er in ein Wohngebiet reinläuft. Diese Siedlung ist ca 7 km von unserem Wohnort entfernt; Wendy hat eigentlich keine Ahnung wie er dahin gekommen ist, denn er ist ja im Auto transportiert worden!

Auch dort weder durch Rufen noch durch Locken irgendein Zeichen von ihm zu ergattern. Suchzettel werden ausgehängt. Am nächsten Morgen spricht uns eine Frau aus dieser Siedlung an, dass sie ihn wahrscheinlich beim balancieren auf einem Zaun gesehen hat.

Wir suchen 4 Tage nach ihm in dieser Siedlung, machen zum Schluss noch eine Mailingaktion in jeden Briefkasten, den wir entdecken.

Am 5. Tag fahren wir einen anderen Weg zu dieser Siedlung und finden leider nur noch seinen zerschmetterten Körper direkt an einer viel befahrenen Straße. Das war schrecklich und wir haben es jetzt noch nicht ganz überwunden.

Aber trotzdem: für mich ist die erstaunliche Erkenntnis dabei bestätigt worden: er war auf dem richtigen Weg! Er ist über einen Kilometer von seinem Fluchtort in die richtige Richtung gelaufen! Und wenn diese verdammte B6 nicht so bescheuert gebaut worden wäre, hätte er eine echte Chance gehabt, nach Hause zu kommen!

Das war der Grund, warum ich danach dann nach dem Orientierungssinn gegoogelt habe. Ich kann mir sogar vorstellen, dass an der Theorie der Geräusch-Kartierung etwas dran ist. Unsere Kirchturmglocke von Hotteln ist sicherlich nicht mehr in Gleidingen zu hören, aber was man dort überdeutlich hört, ist die Eisenbahn. Und zwar so laut, dass es eigentlich schon eine Geräuschbelästigung darstellt.

Diese Eisenbahngeräusche wiederum sind andererseits aber in Teilbereichen unseres Dorfes (wie gesagt ca 7 km vom Fluchtort entfernt) zu hören. Da Wendy Freigänger mit großem Revier war, hat er sich sicherlich daran orientiert, nach dem Motto: hier das Geräusch kenne ich, ist aber viel zu laut, also muss ich weiter weg davon laufen.

Warum ich das alles schreibe? Für unseren Wendy ist es zu spät, aber vielleicht lesen das andere Katzenbesitzer und falls ihnen etwas ähnliches passiert (was natürlich nie passieren darf!): macht Euch die Gedanken eines Tieres, das in einer fremden Umgebung ist, Hunger hat, keine Unterschlupfmöglichkeit findet, seine lieben Menschen vermisst und nach Hause will und offenbar über diesen nicht erforschten Sinn verfügt, auch fast sicher nach Hause zu navigieren.

Wenn ich die Artikel zu diesem Orientierungssinn eher gelesen hätte, hätte ich meine Suche ganz anders aufgebaut. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine "verlorene"  Katze in der Gegend verbleibt, ist eher gering.

Heute würde ich mir die Gegend genau über Google Earth in der Satellitenansicht ansehen und versuchen herauszukriegen, welchen Weg eine Katze wohl auf dem Weg nach Hause nehmen würde. Sicherlich nicht über die Wege, die Menschen gehen würden, sondern eher Wege bzw Flächen nutzend, die Versteckmöglichkeit und Schutz (aus der Katzenperspektive) bieten. Also Hinterhöfe, Hecken, Wiesenflächen, Gräben.

Und dann würde ich dort Zettel aufhängen, Leute befragen und in der Nähe sein. Das lag mir auf dem Herzen.

Mögen Sie immer von einem Schnurren begleitet bleiben
Martin Meiburg, Sarstedt

Ein weiterer Leserbrief zu diesem Beitrag:

RitziWir leben auf dem Land in einem Gut. Unser zweijähriger Kater Ritzi kennt weder Stadtleben noch den dazugehörigen Lärm (Autoverkehr u.ä.) In einem Katzenkorb haben wir ihn in unserem Auto in die 10 Kilometer entfernte Stadt gefahren, um dort zum Tierarzt zu gehen.

Durch eine Ungeschicklichkeit ist er uns vor der Tierarztpraxis entwischt und hat sich vor lauter Angst unauffindbar versteckt. Plakatierung, Inserate, Wurfzettel, Internetsuche - nichts hat gewirkt.

Nach 10 Tagen kam ausgehungert und am Ohr verletzt (vermutlich durch Kampf mit Artgenossen) auf das Gut zurück. Gewiss sind 10 Kilometer für eine Katze keine unüberwindbare Entfernung, aber im Einschlagen der Richtung hatte er eine Auswahl von 360 Grad! Er hat es geschafft! Durch eine fremde Stadt, über die Autobahn hinweg(!) und durch fremde Reviere.

Er konnte im Auto weder Außengeräusche und Gerüche wahrnehmen, noch irgendwelche Örtlichkeiten sehen. Er war noch nie in der Stadt. Eine Orientierung nach Geräuschen und ähnlichen Sinneswahrnehmungen ist in diesem Fall also auszuschließen.

Es muss daher andere Kriterien geben für die Orientierung einer entwischten Katze. Erdmagnetismus? Sonnenwinkel? Es bleibt ein Mysterium.

Freundliche Grüße,
Hans-Gunther Hoche & Kater Ritzi

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